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Kampagne »Microdose Vienna«

Wien presst Lipizzaner-Schweiß in Tablettenform

Mit Wien im Pillenformat wirbt das Stadtmarketing der österreichischen Hauptstadt derzeit in Großbritannien und den USA um Touristen. »Microdose Vienna« heißt die Kampagne, bei der auch eine Wiener Apotheke mitmachte.
Cornelia Dölger
16.04.2024  12:45 Uhr

Lipizzaner-Schweiß oder Schallwellen aus einem Konzert der Wiener Philharmoniker im Pillenformat – auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Aber damit nicht genug. Mit der PR-Kampagne »Microdose Vienna« will das Wiener Stadtmarketing Lust auf die österreichische Hauptstadt machen und hat dafür weitere vier »Wien-typische« Inhaltsstoffe in Tablettenform gepresst.

In Mikrodosen sollen etwa Staubpartikel von Gustav Klimts »Emilie Flöge«, Weinstein aus dem Gemischten Satz vom Heurigen Mayer am Wiener Pfarrplatz, Stahlpartikel des Wiener Riesenrades sowie »der Spirit« aus Sigmund Freuds kürzlich entdecktem privaten Safe Touristen anlocken. Die Kampagne lehne sich an einen Trend aus dem angloamerikanischen Raum an, das so genannte »Microdosing«, das die Einnahme von pharmakologischen Wirkstoffen in extrem geringer Dosierung beschreibe, erklärt eine Sprecherin von Wien-Tourismus.

Eine berauschende Wirkung geht von den Wien-Kapseln aber wohl nicht aus, jedenfalls nicht im pharmakologischen Sinn. Die Tabletten enthalten nämlich vor allem Zellulose und Lactose.  Dennoch sollen sie die Besucher auf einen besonderen Trip nach Wien schicken, »denn schon eine Essenz der Stadt kann zutiefst fesselnd sein«, so die Sprecherin.

An der Kampagne beteiligt ist auch eine Apotheke aus der österreichischen Hauptstadt , die Saint-Charles-Apotheke mit Stammsitz in der Wiener Esterhazy-Gasse. Für die Kampagne habe das Apothekenteam besagte Pillen »in mühsamer Handarbeit« hergestellt, wie eine Sprecherin erklärte. 

»Take a trip to Vienna«

Im Blick hat die Kampagne vor allem das Publikum in Großbritannien und den USA; bei einem Presseevent Anfang April in New York wurde die Kampagne vorgestellt, unter dem Slogan »Take a trip to Vienna« kursiert ein Video in den sozialen Medien. Allein auf der Plattform YouTube wurde es binnen zwei Wochen mehr als eine Million Mal aufgerufen. Apotheker Alexander Ehrmann, einer der CEOs der Saint-Charles-Apotheken, ist Hauptakteur in dem Video. Das Apothekenteam habe zudem am Set und im Background unterstützt.

Die »Wien-typischen« Bestandteile der Pillen, etwa Lipizzaner-Schweiß oder Bilderstaub, seien nur in homöopathischen Dosen in den Pillen enthalten, also praktisch nicht nachweisbar. Überhaupt seien die Placebos streng nach geltenden Vorgaben produziert und bedenkenlos konsumierbar.

Kaufen kann man die Tabletten nicht, sondern sie werden in geringer Stückzahl per Gewinnspiel in den USA und Großbritannien unter die Leute gebracht. »Wer auf den Geschmack gekommen ist, den lässt Wien nicht wieder los«, erhofft sich Norbert Kettner, Direktor von Wien-Tourismus, laut österreichischen Medien. Wie viele Besucherinnen und Besucher die Tabletten schon auf einen Trip nach Wien geschickt haben, ist unbekannt.

 

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