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Immunthrombozytopenie

Brutonkinase-Hemmer überzeugt in Phase-III-Studie

Zur Behandlung der Immunthrombozytopenie (ITP) gibt es schon verschiedene Arzneistoffe. Getestet, aber noch nicht zugelassen in dieser Indikation werden Brutonkinase-Hemmer. Rilzabrutinib gehört in diese Gruppe und hat in einer Phase-III-Studie den primären Endpunkt bei ITP-Patienten erreicht.
Sven Siebenand
26.04.2024  17:00 Uhr

Die ITP ist eine Autoimmunerkrankung. Autoantikörper führen zur Zerstörung von Thrombozyten. Zudem ist die Produktion von Blutplättchen gestört. Die Folge ist eine Thrombozytopenie und damit ein erhöhtes Risiko für Blutungen. In der Erstlinientherapie werden meist Glucocorticoide verabreicht. Für die Zweitlinie gibt es neben der Splenektomie Wirkstoffe wie Fostamatinib und Thrombopoetin-Rezeptoragonisten wie Romiplostim, Eltrombopag und Avatrombopag.

Brutonkinase-Inhibitoren bei ITP zu testen, ist plausibel. Die Brutonkinase wird in B-Zellen, Mastzellen und anderen Zellen des angeborenen Immunsystems exprimiert und spielt eine entscheidende Rolle bei Entzündungsprozessen und zahlreichen immunvermittelten Krankheiten. Brutonkinase-Hemmer verringern bei ITP einerseits die Produktion pathogener Autoantikörper und reduzieren andererseits die durch Makrophagen vermittelte Zerstörung von Blutplättchen. Damit weisen sie einen dualen Wirkmechanismus auf. 

In einer Pressemeldung berichtet das Pharmaunternehmen Sanofi nun über den Arzneistoffkandidaten Rilzabrutinib, einen reversiblen, kovalenten Brutonkinase-Inhibitor. Er habe in der Phase-III-Studie LUNA 3 den primären Endpunkt bei ITP erreicht. Dieser war das dauerhafte Ansprechen der Thrombozyten, definiert als der Anteil der Teilnehmer, die in der Lage waren, während mindestens acht der letzten zwölf Wochen des 24-wöchigen verblindeten Behandlungszeitraums eine Thrombozytenzahl von 50.000/μL oder mehr zu erreichen, ohne dass eine Rescue-Therapie erforderlich ist.

Im Vergleich zu Placebo hat laut Sanofi ein signifikant höherer Anteil der mit Rilzabrutinib behandelten Patienten ein dauerhaftes Ansprechens der Blutplättchen erreicht. Der Wirkstoff wurde dabei zweimal täglich in einer Dosierung von jeweils 400 mg oral eingenommen. Erzielt wurde das Ergebnis bei Patienten mit primärer ITP, die auf vorherige Therapien refraktär waren. Insgesamt hatten die Studienteilnehmer im Median vier vorangegangene ITP-Therapien. Detaillierte Studienergebnisse will Sanofi im Laufe des Jahres auf einem Kongress präsentieren.

Zulassungsanträge in den USA und der EU in der Indikation ITP erwartet das Unternehmen bis Jahresende. Rilzabrutinib wird zudem bei weiteren immunvermittelten Krankheiten, darunter Asthma, chronische spontane Urtikaria und Prurigo nodularis getestet.

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