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Spanische Stadt Narón: Zehn Prozent wollen abnehmen

Foto: MIGUEL RIOPA/ AFP

Eine Stadt will abnehmen Die 100.000-Kilo-Diät

4000 Einwohner einer spanischen Stadt wollen gemeinsam abspecken - rund 100.000 Kilo bis zum Jahr 2020. Sogar die Stadtverwaltung unterstützt sie dabei.

Abnehmen kann ziemlich schwer sein: Kalorien zählen, Sport treiben, auf ungesunde Snacks und Alkohol verzichten - das macht nicht unbedingt Spaß. Außer wenn man es mit anderen zusammen macht. Das jedenfalls haben sich übergewichtige Bewohner der spanischen Stadt Narón gedacht. Mehr als 4000 Menschen wollen daher gemeinsam an ihrem Gewicht arbeiten. Das Ziel: 100.000 Kilo weniger bis Anfang 2020.

Das Projekt läuft seit Anfang des Jahres. Und es zeigen sich schon erste Erfolge: Maria Teresa Rodriguez wog im März noch 82 Kilo. "Jetzt sind es 70", sagt die 55-Jährige. Sie mache nun täglich eineinhalb Stunden Sport. "Ich gehe mit Freunden laufen. Mit dabei ist auch eine Frau um die 80, die sich an meinem Arm festhalten muss." Und freitags, da gehe sie jetzt wieder tanzen - "seit die Beine nicht mehr weh tun", sagt sie.

Die Idee zu der gemeinsamen Diät hatte der Arzt Carlos Piñeiro. "Im 21. Jahrhundert vergessen die Leute, dass sie eigentlich zum Laufen gemacht sind", sagt der 63-Jährige. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung rief er im Januar die Bürger der Stadt in Galicien auf, gesünder zu essen und sich mehr zu bewegen. Seither treibt er mit den Abspeckwilligen im Stadtpark regelmäßig Sport.

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Spanische Stadt Narón: Zehn Prozent wollen abnehmen

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Von den 40.000 Einwohnern der Stadt sind laut Piñeiro etwa 9000 übergewichtig, rund 3000 gelten als fettleibig. Galicien im Nordwesten Spaniens ist die Region mit dem größten Anteil Übergewichtiger in Spanien, wie eine Studie der spanischen Gesellschaft für Kardiologie ergab.

"Wegen des regnerischen Klimas hier sind die Leute häufig zu Hause und nehmen täglich viele Kalorien zu sich", sagt Piñeiro. Die galicische Küche ist bekannt für ihre oft riesigen Portionen.

Restaurants und Schulen machen mit

Die Teilnehmer des Programms werden individuell beraten, wie sie am besten ihr Gewicht dauerhaft reduzieren und so das Risiko für chronische Krankheiten senken können. Regelmäßig kommen sie in die Gesundheitszentren der Stadt, um sich wiegen zu lassen.

Der frühere Kranführer Conrado Vilela Villamar bewegt sich seit Beginn des Programms nicht nur mehr, sondern hat auch seine Essgewohnheiten umgestellt. "In Spanien sagt man immer, man kann an einem Schwein alles essen, vom Schwanz bis hin zur Nase", sagt der 65-Jährige. "Als erstes habe ich Kutteln, Schweinebauch und Aufschnitt weggelassen."

18 Restaurants in der Stadt wollen auch einen Beitrag leisten, um das 100.000-Kilo-Ziel zu erreichen, und bieten gesündere Gerichte an. "Ich ersetze Salz durch Algen und Butter mit naturbelassenem Olivenöl", sagt der Restaurantbesitzer Diego Platas.

"Es ist nicht leicht, Erwachsene zu überzeugen", sagt der Arzt Piñeiro. Deshalb bezieht das Programm auch Kinder mit ein, denen von Klein auf ein gesunder Lebensstil vermittelt werden soll.

An der Schule Jorge Juan in Narón läuft ein Pilotprojekt. Täglich können die Kinder eine Stunde Sport machen und in der Pause an der Strandpromenade spazieren gehen. Auch die Lehrerin María José Cazorla geht mit gutem Beispiel voran: Innerhalb eines Jahres hat sie 14 Kilo abgenommen.

kry/AFP