Truvada

Noch keine HIV-Präexpositionsprophylaxe für deutsche Patienten

Stuttgart - 25.08.2016, 11:20 Uhr

Truvada zur PrEP: in Deutschland müssen Patienten noch ein wenig warten. (Foto: mbruxelle/Fotolia)

Truvada zur PrEP: in Deutschland müssen Patienten noch ein wenig warten. (Foto: mbruxelle/Fotolia)


Die Europäische Kommission hat Truvada zur HIV-Präexpositions-Prophylaxe zugelassen. Deutsche Patienten müssen allerdings noch ein wenig Geduld haben. Truvada darf in dieser Indikation erst verordnet werden, wenn abgestimmte Schulungsmaterialien für verschreibende Ärzte und Anwender zu Verfügung stehen. 

Im Juli 2016 hatte der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP) empfohlen, die fixe Kombination aus Emtricitabin und Tenofovir (Truvada®) zur HIV-Prophylaxe zuzulassen. Nun hat die Europäische Kommission die Zulassung erteilt. Menschen mit hohem HIV-Infektionsrisiko sollen in Zukunft davon profitieren können. Zum Beispiel der HIV-negative Partner in einer serodiskordanten Beziehung, also Paare, bei denen ein Partner HIV-negativ, der andere HIV-positiv ist.

Die Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) soll aber kein Rund-um-sorglos-Paket sein, sondern lediglich andere Maßnahmen, wie die Benutzung von Kondomen, ergänzen. Kondome gelten nach wie vor als wichtigste Maßnahme, da sie auch vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen schützen. 

Schulungsunterlagen fehlen noch

In Deutschland müssen die Patienten sich allerdings noch ein wenig gedulden, bis sie von der PrEP Gebrauch mache können. Wie die deutsche AIDS-Hilfe mitteilt, wurde die Zulassung mit Auflagen zur Arzneimittelüberwachung erteilt. Diese sehen vor, dass mit dem BfArM abgestimmte Schulungsmaterialien für Ärzte und Anwender zur Verfügung stehen müssen.

Diese gibt es aber noch nicht. Daher darf Truvada® in Deutschland zur PrEP derzeit weder verordnet noch eingesetzt werden. Die Verordnung zur HIV-Behandlung ist davon natürlich unberührt. Man arbeite daran, die Unterlagen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen, heißt es seitens des Herstellers Gilead. Einen konkreten Termin, wann mit den Materialien zu rechnen ist, gibt es laut der Deutschen Aidshilfe, die sich dabei auf das BfArM beruft, noch nicht. 

Weiteres Präparat soll zur PrEP getestet werden

Die Firma Gilead will ein weiteres HIV-Arzneimittel für die PrEP testen – das Kombipräparat Descovy®. Die Zusammensetzung entspricht im Prinzip der von Truvada® – Emtricitabin und Tenofovir. Doch statt Tenofovirdisoproxil enthält Descovy® Tenofoviralafenamid. Letzteres ist im Unterschied zur Vorgängerverbindung im Plasma stabil und wird erst in den Zellen enzymatisch von Cathepsin A zu Tenofovir umgewandelt. So wird die Selektivität erhöht. Das soll zu besserer Wirksamkeit bei geringeren Nebenwirkungen führen.

Eine Studie, die die Wirksamkeit von Descovy® zur PrEP bei Männern und transsexuellen Frauen, die Sex mit Männern haben, vergleicht, soll im August starten.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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