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Brandbrief

Infectopharm erhöht Preise und warnt Lauterbach

Antibiotika und Fiebersäfte sind ohnehin schon von massiven Lieferausfällen betroffen. Einer der wichtigsten Hersteller solcher Arzneimittel, Infectopharm, sieht sich gezwungen, die Preise über Festbetrag zu erhöhen – ab morgen. Das Unternehmen warnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor weiteren Engpässen vor allem bei Darreichungsformen für Kinder, wenn sich nichts am Festbetragssystem ändert.
Benjamin Rohrer
30.11.2022  12:30 Uhr
Infectopharm erhöht Preise und warnt Lauterbach

Apotheken haben immer größere Probleme, ihre Patienten zu versorgen. Schon seit Monaten sind insbesondere Fiebersäfte für Kinder knapp, immer häufiger fehlen inzwischen auch Antibiotika. Aus Sicht des Herstellers Infectopharm könnte sich die Lage im kommenden Winter sogar noch weiter verschärfen. Denn das Unternehmen sieht sich gezwungen, die Preise aller Antibiotika-Säfte für Kinder bereits zum 1. Dezember dieses Jahres über das Festbetragsniveau anzuheben.

Gegenüber der PZ erklärte das Unternehmen, dass man bei fünf festbetragsgeregelten Antibiotika-Säften mit den Wirkstoffen Penicillin, Amoxicillin, Cefadroxil, Cefixim und Cefaclor die Preise unabhängig von der Wirkstäke und der Packungsgröße auf Herstellerabgabepreis um drei Euro als Mischkalkulation erhöht habe. Insgesamt sind 15 unterschiedliche PZNs betroffen. Die Aufzahlung auf Patientenebene hängt demnach vom Apothekenverkaufspreis ab. Es bleibe bei allen 15 Präparaten aber immer unter vier Euro.*

Eltern müssen aufzahlen

Begleitend schrieb Infectopharm einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und warnt, dass nun »ein großer Teil aller für Kinder verordneten Antibiotika-Säfte« nur noch mit Aufzahlung erhältlich sein. Die Apotheken müssen sich nun also ab morgen mitten in einer heftigen Infektwelle auf Diskussionen mit den betroffenen Eltern einstellen.

Man habe die Produkte bislang auf Festbetragsniveau angeboten und bedauere die Preiserhöhung sehr, teilt das Unternehmen in seinem Brief an Lauterbach mit. Aus Sicht des Unternehmens trägt das Festbetragssystem die Schuld an der Preissituation. Seit den 1990er-Jahren seien immer mehr Antibiotika-Säfte von Preissenkungen durch neue Festbeträge betroffen gewesen. Gleichzeitig seien die Kosten immer weiter gestiegen. Den Amoxicillin-Saft Infectomox 250 (100 ml) biete man seit 2010 für einen Verkaufspreis von 1,65 Euro an. »Dieser Preis lässt sich wirtschaftlich nicht mehr darstellen«, kritisiert das Unternehmen.

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