Subventionswettlauf :
Korea plant weltgrößtes Chips-Cluster

Von Patrick Welter, Tokio
Lesezeit: 3 Min.
Die Chip-Fabrik von Samsung im südkoreanischen Pyeongtaek
Südkorea will in der Nähe von Seoul die größte Ballung von Fabriken und Unternehmen für Mikrochips forcieren. Damit will sich das Land auch gegen Taiwan positionieren.

Im globalen Subventionswettlauf um die Halbleiterwirtschaft will Südkorea in der Nähe der Hauptstadt Seoul die größte Ballung von Chipfabriken und verbundenen Zulieferunternehmen schaffen. Präsident Yoon Suk-yeol sprach am Mittwoch in der Hauptstadt Seoul von einem „wirtschaftlichen Schlachtfeld“, auf dem Länder mit großen Subventionen und steuerlicher Unterstützung um Ansiedlungen der Halbleiterwirtschaft buhlten. Yoon versprach steuerliche Hilfen und staatliche Unterstützung bei der Ansiedlung, in Forschung und Entwicklung sowie für die Ausbildung von hoch qualifizierten Arbeitskräften. Der Kern der südkoreanischen Pläne, die am Mittwoch vorgestellt wurden, sind indes private Investitionen.

Samsung Electronics, der größte Hersteller von elektronischen Speicherbausteinen, wird nach den Angaben des Industrieministeriums in den nächsten zwei Jahrzehnten rund 300 Billionen Won (215 Milliarden Euro) in Yongin südlich von Seoul investieren. Dabei geht es um fünf neue Halbleiterfabriken, die nach Angaben des Industrieministeriums bis zu 150 Zulieferer von Material und Maschinen, Chipunternehmen ohne eigene Fabrik und Forschungsinstitutionen aus dem In- und Ausland anziehen sollen. Auch Hyundai Motor ist in die Planungen involviert.

Die neue Konzentration soll mit bestehenden Chipfabriken von SK Hynix oder von Samsung in Pyeongtaek verbunden und nach den Ideen des Industrieministeriums zum größten Halbleiter-„Megacluster“ der Welt werden.

Konkurrenz mit Taiwan

Damit versucht Südkorea, sich direkt gegen Taiwan zu positionieren. Der dortige 1980 in Hsinchu westlich der Hauptstadt gegründete Wissenschaftspark hat sich zum wichtigsten Zentrum der globalen Halbleiterwirtschaft entwickelt. Der Hsinchu-Park beherbergt mit Taiwan Semiconductor Manufacturing Company ( TSMC ) den in der Auftragsfertigung von Chips dominierenden Hersteller, der für Apple und viele andere Kunden Mikroprozessoren der neuesten Generationen produziert.

Samsung Electronics, das bei elektronischen Speicherbausteinen den Weltmarkt anführt, investiert schon seit Längerem intensiv in die Auftragsfertigung, das Foundry-Geschäft. Samsung reicht aber in diesem Segment an TSMC nicht heran. Technisch sind die beiden Unternehmen in der Chipproduktion global führend. Amerikanische und chinesische Hersteller reichen ihnen nicht das Wasser.

18 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung

Die Regierung will nach den Plänen in den nächsten fünf Jahren 25 Billionen Won (18 Milliarden Euro) in Forschung und Entwicklung unter anderem in die Künstliche Intelligenz ausgeben. Sie will auch Geld in die Infrastruktur für Strom und Wasser investieren, die wichtige Standortfaktoren für die Halbleiterwirtschaft sind. Der Ausbau der Chipindustrie in Südkorea ist Teil eines größeren industriepolitischen Pakets, mit dem die Regierung Kerntechnologien wie Halbleiter, Bildschirme, Batterien für Elektroautos, Biopharmaka, vernetzte Autos und Roboter fördern will. Immer geht es um ein Miteinander von öffentlichem und privatem Geld.

Der Vorstoß der südkoreanischen Regierung kommt zu einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten, Deutschland und Europa und Japan mit Subventionen in Milliardenhöhe versuchen, Halbleiterunternehmen und vor allem Chipfabriken anzulocken. Wie in Südkorea steht dahinter die Idee, in Krisenzeiten wie der Pandemie in der Versorgung mit Halbleitern unabhängiger von Weltmarkt zu werden und Lieferanten zu stabilisieren.

Mit der Rivalität von Amerika in China erhält der Subventionswettlauf zugleich eine geopolitische Dimension. Samsung Electronics und auch Taiwans TSMC investieren derzeit in neue Fabriken in den Vereinigten Staaten. Samsung steht wie SK Hynix, der zweite große südkoreanische Hersteller von Speicherbausteinen, vor dem Problem, dass die Vereinigten Staaten Subventionsgeld für die Ansiedlung von Halbleiterunternehmen an die Bedingung knüpfen, dass die geförderten Unternehmen ihre Produktion in China für bis zu zehn Jahre nicht weiter ausbauen. Das wird eines der Themen sein, wenn Südkoreas Präsident Yoon im April in Washington mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden zusammentrifft.