F.A.Z. exklusiv :
Sanofi fährt zentrale Forschung zu Diabetes stark zurück

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Abwärts: Das Geschäft von Sanofi mit Diabetesmitteln aus Höchst steht unter Preisdruck von Billigkonkurrenz.
Der Arzneimittelhersteller Sanofi baut weitere Stellen in seinem größten Werk in Frankfurt ab. Dieses Mal ist die zentrale Diabetes-Forschung dran. Das hat weitreichende Folgen für das Geschäftsgebiet.

Das größte Werk des französischen Pharmakonzerns Sanofi in Frankfurt-Höchst steht vor einem weitreichenden Wandel. Das Unternehmen will seine zentrale Forschung an Medikamenten für Zuckerkranke stark zurückfahren. Deshalb plant Sanofi den Abbau von 144 Forscher-Stellen im Industriepark Höchst, wie die F.A.Z. im Anschluss an eine Mitarbeiterversammlung erfahren hat. „Damit dampft die Firma im Grunde die Diabetes-Forschung ein“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Michael Klippel auf Anfrage.

Allerdings will der Arzneimittelhersteller dieses Forschungsgebiet nicht ganz aufgeben. Vielmehr habe die Firma hervorgehoben, laufende Projekte wie etwa die Entwicklung weiterzuführen. Dazu zähle etwa ein Mittel, das Diabetiker nur noch einmal in der Woche nehmen müssten. Dafür sei aber nur noch ein sehr kleiner Teil der Forscher nötig. Andererseits soll es Arbeitsplatzaufbau an anderer Stelle geben. Aktuell hängen rund 3000 Stellen in Höchst am Geschäft mit Diabetes-Arzneien.

Kassenschlager unter Druck

Eine Unternehmenssprecherin wollte die Zahl 144 nicht bestätigen. Sie führte aber aus, Sanofi stelle sich kontinuierlich auf alle Marktgegebenheiten ein. Nun stehe das Management vor Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern. Deshalb ließen sich keine finalen Zahlen nennen. Zudem wolle die Firma andere Therapiegebiete in Frankfurt-Höchst stärken.

Das Geschäft von Sanofi mit Arzneien für Zuckerkranke steht seit Jahren unter Druck. Der langjährige Umsatzschlager Lantus verliert seit dem Patentablauf in Amerika vor gut vier Jahren regelmäßig deutlich an Umsatz an billigere Nachahmerkonkurrenz. Für das erste Quartal wies Sanofi in den Vereinigten Staaten ein Umsatzminus bei dem Mittel von gut einem Drittel aus. Die gesamte Diabetes-Sparte büßte fast sieben Prozent ein.

140 weitere Stellen im Feuer

Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern schon bekanntgegeben, im Rahmen des Programms „Horizon 2020“ über mehrere Standorte hinweg Stellen in der Verwaltung abbauen zu wollen. Davon ist auch Höchst betroffen. 140 Stellen stehen rechnerisch im Feuer. Alles in allem arbeiten im Frankfurter Werk etwa 8000 Beschäftigte.