Zum Inhalt springen

Außergewöhnliche Aktion der "New York Times" Tausend Namen

Die "New York Times" hat auf ihrer Titelseite 1000 Namen von Amerikanern veröffentlicht, die an Covid-19 gestorben sind. Gedeutet wird die Aktion als Signal an Präsident Donald Trump.
Titelseite der "New York Times" vom 24. Mai 2020.

Titelseite der "New York Times" vom 24. Mai 2020.


Foto: DER SPIEGEL/ NYT

Am Sonntag, den 24. Mai 2020, sieht die Titelseite der "New York Times" anders aus als gewohnt: Statt Artikeln, Bildern, Grafiken hat die Zeitung in sechs Spalten ganzseitig die Namen von eintausend Verstorbenen abgedruckt. Die Überschrift, die sich von links nach rechts über die ganze Seite zieht, lautet: "Fast 100.000 Tote in den USA, ein unermesslicher Verlust".

In der Ausgabe stehen insgesamt 1000 Namen aus veröffentlichten Nachrufen und jeweils ein persönlicher Satz zu den Opfern. "Die 1000 Menschen hier stellen nur ein Prozent der Opfer dar. Keiner von ihnen war nur eine Statistik", schrieb die Zeitung auf der über Twitter veröffentlichten Titelseite.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In den USA steigt die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Toten wieder deutlicher als in den Vortagen an. Zuletzt habe es 1852 neue Fälle gegeben, teilte die Seuchenschutzbehörde CDC mit. Am Freitag waren es 1089 gewesen, am Donnerstag 1397. Insgesamt liegt die Zahl der amtlich mit Covid-19 in Verbindung gebrachten Todesfälle damit bei 96.002. Nach Daten der Universität Johns Hopkins sind in den USA bis Samstagabend (Ortszeit) gut 1,6 Millionen bekannte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet worden.

Währenddessen drängt Präsident Donald Trump die Bundesstaaten dazu, nach Monaten der Schließungen und Beschränkungen die Wirtschaft und das öffentliche Leben wieder vollständig hochzufahren. Der Präsident setzt offenbar auch auf eine florierende Wirtschaft, um seine Chancen auf eine Wiederwahl zu erhöhen. "Übergang zur Großartigkeit", schrieb Trump am Samstagabend auf Twitter.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Viele Kommentatoren verwiesen auf die Unstimmigkeit zwischen der hohen Opferzahl und dem Tweet des Präsidenten. George Conway, ein Trump-Kritiker und Ehemann von Trump-Beraterin Kellyanne Conway, teilte bei Twitter am Samstag die Titelseite der "New York Times" neben einem Foto, das Trump beim Golfspiel zeigt.

In einem Artikel für Times Insider erklärte die stellvertretende Grafikredakteurin Simone Landon, den Entschluss, die Tragödie zu personalisieren. Da Leserinnen und Leser sowie Mitarbeitende der Zeitung aufgrund der ständigen Berichterstattung über die Pandemie eine Art von Datenmüdigkeit entwickelten.

Unter den 1000 geehrten Opfern waren unter anderem folgende Menschen beschrieben:

  • Dante Dennis Flagello (62 Jahre alt) aus Rome im Bundesstaat Georgia, dessen "größte Errungenschaft die Beziehung mit seiner Frau war".

  • Thomas E. Anglin (85) aus Cumming in Georgia "schaffte viele wunderbare Erinnerungen für seine Familie".

  • Joseph W. Hammond (64) aus Chicago im Bundesstaat Illinois "gab seinen Beruf auf, um sich um seine Eltern zu kümmern".

  • Lynne Sierra (68) aus dem Ort Roselle in Illinois war "eine Großmutter, die immer voller Ideen war".

  • José Díaz-Ayala (38) aus Palm Beach im Bundesstaat Florida "hat 14 Jahre dem Büro des Sheriffs des Bezirks Palm Beach gedient".

"Ich wollte etwas, auf das die Menschen noch in hundert Jahren zurückblicken, um das Ausmaß zu verstehen, das wir gerade durchleben", sagt Redakteur Marc Lacey.

ipp/dpa/AFP

Mehr lesen über

Verwandte Artikel