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produktes einen nicht unerheblichen An-
teil hat. Und Computer und Internet haben
dort doch schon seit Jahren ihre Anwendung
gefunden.
Wegen der Vielschichtigkeit und Komple-
xität schon eines einzelnen Bauvorhabens
war dieses Paradoxon lange Zeit schwer zu
fassen – ist doch eine nicht gerade simple
Lebenszyklusbetrachtung über die gesamte
Wertschöpfungskette aus Betreiben, Planen
und Bauen hinweg gefordert.
Um den gordischen Knoten zu durchschla-
gen, musste es erst ganz schwierig werden
– wie in der Rezession im Vereinigten Kö- Abbildung 2: BIM steht für die Digitalisierung der gesamten zyklischen Wertschöpfungskette Betreiben, Planen und
nigreich in den 1980er Jahren zu Zeiten von Bauen (Quelle: der Autor).
Margaret Thatcher. Damals haben 2 unab-
hängige Untersuchungen zu dem gleichen
Ergebnis geführt [3, 4]: Die Ursache für die
schlechte Produktivität des Baugewerbes ist
ganz überwiegend mangelhaftes Informa-
tionsmanagement – nicht etwa schlechtes
Werkzeug, Material oder Ausbildung. Und
auch das kennt man aus eigener Erfahrung:
Eine gute Dokumentation des eigenen Hau- Nur für den privaten oder firmeninternen Gebrauch / For private or internal cooperate use only
ses erhöht den Wert desselben ungemein.
Als Konsequenz wurde eine Initiative ange-
stoßen [5], die heute mit dem Begriff „Buil-
ding Information Modelling (BIM)“ weltweit
aufgegriffen wird.
BIM ist Informationsmanagement und muss
dabei alle Beteiligten mitnehmen. Es ist ver-
bunden mit dem Paradigmenwechsel, der
oftmals auch als Bauen 4.0 bezeichnet wird.
Neu an BIM ist nicht die Digitalisierung der
einzelnen Phasen, Prozesse oder Gewerke
– neu an BIM ist die Forderung der durch-
gehenden Digitalisierung über die gesamte
Wertschöpfungskette hinweg (Abb. 2).
Das Betreiben steht in dieser zunächst se-
quenziellen Aufzählung am Anfang, weil
es den größten Kostenfaktor darstellt. Hier
entstehen die neuen und großen Herausfor-
derungen. Dies ist besonders da schwierig,
wo Prozess und Arbeitsabläufe nicht vorher-
sagbar sind. Ein Hotel mit BIM zu bauen ist Abbildung 3: Planerische Erfassung eines Reinraum-/Labor-Arbeitsplatzes durch verschiedene schematische Ansätze
leicht. Ein Reinraumlabor ist aber geradezu (Quelle: der Autor).
darauf ausgelegt, auch Unvorhergesehenes nach BIM stützen kann. Good Manufactu- Der richtige Ansatz zur Erfassung der Vor-
einzuplanen und sicher zu handhaben. Und ring Practice (GMP) ist prinzipiell mit BIM gänge und Situationen im Reinraum geht
doch gibt es gerade im Reinraum gute Do- vergleichbar – BIM könnte als Good Building vom einzelnen Arbeitsplatz aus. Arbeits-
kumentation, Routinen und Zuverlässigkeit, Practice (GBP), als GMP für das Bauen ver- platz wird hier verstanden als die Kom-
auf die sich ein Informationsmanagement standen werden. bination aus dem Menschen als Nutzer
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