Page 41 - pharmind Ausgabe 5/2021
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n Abbildung 1
Idealisierter Lagerbestandsverlauf mit Lagerzu- und -abgängen [5] (Quelle aller Abbildungen: der Autor).
dukte herzustellen und somit die men Reinigungsanforderungen hin- Das Beispiel in Abb. 2 zeigt
teure Anlagentechnik – häufig im zu, die wesentlich einfacher zu erfül- exemplarisch ein Material, welches
Reinraum – auszunutzen, als die len sind, wenn die Anlage eines Pro- für eine Fertigung in Kampagnen
Anlagen fest miteinander zu verbin- zessschritts vollständig geleert und benötigt wird. Die durchgehende Li- Nur für den privaten oder firmeninternen Gebrauch / For private or internal cooperate use only
den. Die fehlende (Rohr-)Verbin- gereinigt werden kann. Diese Anfor- nie (linke vertikale Achse) zeigt den
dung zwischen Prozessschritten be- derungen können in erheblichen jeweiligen Bestandsverlauf über 365
dingt immer wieder eine Umwand- Zeitbedarfen resultieren. fiktive Datenpunkte. Die senkrech-
lung zwischen den verschiedenen ten Balken zeigen die jeweiligen Ma-
Zuständen: als Bulk im Produktions- terialbewegungen (rechte vertikale
schritt und als logistische Einheit Achse): positiv für Zugänge, negativ
Effekte im Einzelnen
bei der Zwischenlagerung bzw. dem für Abgänge.
Transport zwischen 2 Prozessschrit- Aufgabe der Logistik ist es, die im Die Verläufe zeigen 5 Kampagnen
ten. Abstrakten kontinuierlichen Ströme über den dargestellten Zeitraum,
Der Fokus liegt somit auf dem durch diskrete Materialzu-/-ab- mit meist einem größeren Abgang
Equipment und nicht auf dem Fluss gangsbewegungen abzubilden [4]. zu Beginn, wenn Linien und Produk-
zwischen den Equipments. Die Ka- Bei der Lagerung von Materialien tion vorbereitet werden, gefolgt von
pazitäten der einzelnen Fertigungs- sind unterschiedliche Auswirkungen einem kleinen flachen Abschnitt, in
equipments werden aufeinander ab- zu beobachten. In der Literatur las- dem eingerichtet wird (bzw. sich die
gestimmt [3], während der notwen- sen sich idealisierte Lagerbestands- Einrichtung verzögert) und an-
dige Materialfluss als Verbindung kurven für einzelne Materialien fin- schließend mit dem bereits geliefer-
zwar wahrgenommen, aber insbe- den, meist bezogen auf einen konti- ten Material gestartet wird. An-
sondere als Stückgutfluss nur selten nuierlichen Lagerabgang in Form schließend ist ein gleichmäßiger Ab-
als Optimierungsschritt mit einbe- auf- und absteigender Kurven („Sä- gang zu erkennen, ggf. mit einer
zogen wird. Dabei können die fluss- gezahn“, Abb. 1). kleinen Rücklieferung am Ende der
orientierten Schritte wesentlich zum Materialien in der Kampagnen- Kampagne. Die Zugänge sind aus
Ausgleich von Kapazitäts- oder fertigung in Vielstoffbetrieben wei- Vereinfachungsgründen gleichblei-
Kampagnenungleichgewichten bei- sen andere Kurven auf, da es – um bende Mengen zu unterschiedlichen
tragen. im Bild der Grafik zu bleiben – län- Zeitpunkten.
Chargen definieren dabei klare gere horizontale Abschnitte gibt. Der Lagerbestand ist die ent-
Start- und Endpunkte der Produk- Dies ist durch den unregelmäßigen scheidende Größe für die Kosten der
tion eines Materials. Wie in anderen Abruf in die Produktion mit Unter- Lagerhaltung, da zum einen Mate-
Industrien auch fallen zwischen brechungen über einen längeren rial bevorratet wird, welches gebun-
Kampagnen Rüstzeiten an. In der Zeitraum bedingt (z. B. Reinigung denes Kapital darstellt, und zum an-
pharmazeutischen Industrie kom- oder Produktwechsel). deren Ressourcen zur Aufbewah-
Pharm. Ind. 83, Nr. 5, 616–621 (2021)
© ECV • Editio Cantor Verlag, Aulendorf (Germany) Demmer • Einfluss der Produktion auf die Logistik 617