In diesem Jahr blickt die Chemische Fabrik Kreussler auf 100 erfolgreiche Jahre Firmengeschichte zurück. Sie wurde 1912 von Christian Kreussler als Unternehmen zur Herstellung von Textilfarbstoffen gegründet und befindet sich seit mittlerweile vier Generationen im Besitz der Gründerfamilie. Die Sparte Kreussler Pharma wurde im Jahre 1948 gegründet. Sie entwickelt, produziert und vertreibt seither erfolgreich Arzneimittel, Medizinprodukte und Kosmetika weltweit. Den heutigen Firmensitz in der Rheingaustraße in Wiesbaden-Biebrich bezog Kreussler bereits 1927, wo seitdem auch Forschung, Entwicklung und Produktion beheimatet sind.

In der Pharma-Sparte hat Kreussler sich zwei Schwerpunkte gesetzt: Ein Schwerpunkt sind pharmazeutische Produkte für die Phlebologie, Proktologie und Gastroenterologie. Kreussler Pharma verfügt mit Aethoxysklerol^® über ein in mehr als 50 Ländern vertriebenes Sklerosierungsmittel gegen Krampfaderleiden. Daneben wird es auch zur Sklerotherapie des Hämorrhoidalleidens und bei Oesophagusvarizen eingesetzt. Auf diesem Sektor ist Kreussler Pharma der weltweit führende Hersteller.

Der zweite Schwerpunkt betrifft die Arzt-, Kinderarzt- und Zahnarzt-gestützte Selbstmedikation für Mund und Rachen. Dynexan Mundgel^® ist das meistverordnete Präparat bei Schmerzen an Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Lippen. Mit der Mundspüllösung Dynexan Proaktiv^® 0,2 % CHX brachte Kreussler das erste Arzneimittel dieser Art auf den Markt, das alkoholfrei und freiverkäuflich ist. Präparate wie Recessan^® und Dequonal^® erweitern das Spektrum.

Im Rahmen einer aus Anlass des Firmenjubiläums am 23. August 2012 im Wiesbadener Firmensitz abgehaltenen Fach-Pressekonferenz ging Dr. Stephan Travers, der das mittelständische Familienunternehmen in vierter Generation leitet, auf die herausragende Stellung von Kreussler im Bereich der Phlebologie als „hidden champion“ ein und betonte die seit jeher sehr anwendungsbezogenen Forschungsaktivitäten des Unternehmens. 2010 erhielt Polidocanol, der Wirkstoff von Aethoxysklerol^®, als erstes Sklerosierungsmittel seit mehr als sechs Jahrzehnten die Neuzulassung durch die Food and Drug Administration (FDA) in den USA.

Unter Sklerotherapie versteht man die planvolle Ausschaltung von Krampfadern durch Einspritzen eines Sklerosierungsmittels in die erkrankte Vene, was zum gewünschten Verschluss der Krampfader führt und eine körpereigene Umwandlung der Vene in einen bindegewebigen Strang zur Folge hat. Der bindegewebige Strang wird mit der Zeit vom Körper abgebaut und verschwindet. Aethoxysklerol^® ist das weltweit am häufigsten angewendete Sklerosierungsmittel, mit dem alle Formen des Krampfaderleidens erfolgreich und sicher behandelt werden können.

Neben der Behandlung von Krampfadern wird die Sklerotherapie auch erfolgreich gegen das erst- und zweitgradige Hämorrhoidalleiden angewendet. In Deutschland ist Aethoxysklerol^® 3 % das einzige zugelassene Sklerosierungsmittel zur Behandlung des Hämorrhoidalleidens. Das Sklerosierungsmittel wird hier submukös über ein Proktoskop verabreicht, was zu einer gewünschten entzündlichen Reaktion des Gewebes mit anschließender Fixierung des krankhaft vergrößerten, hämorrhoidalen Gewebes auf dem unterliegenden Gewebe führt. Weiterhin kommt es zu einem Verschluss der Gefäße und zur Schrumpfung der vergrößerten Hämorrhoiden.

Die Entwicklung von Aethoxysklerol^® ist der große Verdienst des ehemaligen wissenschaftlichen Leiters von Kreussler, Dr. Otto Henschel. Henschel richtete sein Interesse auf eine Nebenwirkung von Alkylpolyglykolether-Verbindungen, die ursprünglich aufgrund ihrer lokalanästhetischen Wirkung eingesetzt wurden. Dabei fiel auf, dass die intravasale Gabe des Wirkstoffes Polidocanol eine in diesem Zusammenhang unerwünschte Reizung der Venenwände hervorrief. Henschel gelang es, diese sklerosierende Eigenschaft als erwünschte Hauptwirkung arzneilich für das Sklerosierungsmittel Aethoxysklerol^® zu nutzen.

Von der Herstellung des Good Manufacturing Practice (GMP)-zertifizierten Wirkstoffes über die Forschung und Entwicklung der Produkte bis hin zu deren Herstellung und Vertrieb wird bei Kreussler fast alles selbst gemacht. Bevor eine Charge das Unternehmen verlässt, wird das Produkt routinemäßig auf Herz und Nieren geprüft. Hierzu gehören unter anderem die chemische, biologische und physikalische Stabilität und Reinheit, Gleichförmigkeit, Wirkstoffgehalt und Wirkstoffverteilung. Mit einem ausgereiften Kontroll- und Dokumentationssystem gewährleistet Kreussler einen gleichbleibend hohen Qualitätsstandard der Produkte.

Originaldokument

pharmind 2012, Nr. 12, Seite 2029