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    2015 – Alles anders?

    Statements der Verbände

    Dr. Jan Oliver Huber · Generalsekretär der Pharmig – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
    Dr. Jan Oliver Huber

    Mit Ende dieses Jahres blickt die pharmazeutische Industrie in Österreich auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Viele Herausforderungen haben wir erfolgreich gemeistert, wie etwa die Etablierung neuer Transparenzregeln im Rahmen des Pharmig-Verhaltenscodex oder die ersten Schritte zur Umsetzung der Arzneimittelfälschungs-Richtlinie auf nationaler Ebene durch die Unterzeichnung eines gemeinsamen Memorandum of Understanding mit den Partnern der Wertschöpfungskette. Darüber hinaus hat die pharmazeutische Industrie gemeinsam mit der Apothekerkammer ein neues Tool im Warenverzeichnis für Arzneimittel zur tagesaktuellen Information von Lieferengpässen bei Arzneimitteln als weiteren effektiven Beitrag zum Nutzen der Patienten umgesetzt. Andere Ereignisse machen jedoch klar, dass auch im Jahr 2015 wieder einige Hürden für die pharmazeutische Industrie in Österreich zu überwinden sein werden. Ein Rückblick – gleichzeitig als Ausblick.

    Forschungsstandort Österreich in Gefahr?

    Leider fehlt es in Österreich an einem sehr klaren Commitment zu Forschung und Entwicklung. Deutlich wird das etwa bei der Bereitstellung von Ressourcen wie der Infrastruktur und ausreichend qualifiziertem Personal an Spitälern, Forschungseinrichtungen und Universitäten. Die Finanzierung ist hier ein wichtiges Stichwort, nachdem die strukturellen Schwächen des Forschungsstandortes Österreich in den letzten Jahren öffentlich sichtbar geworden sind. Vor allem die Unterfinanzierung von Forschung und Universitäten ist kritisch zu betrachten, da die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in anderen Erdteilen, vor allem in Asien, kontinuierlich steigen und mittlerweile über dem europäischen Niveau liegen. Es ist allerhöchste Zeit, dass alle Mitgliedstaaten der EU endlich eine länderübergreifende Forschungs- und Innovationsstrategie entwickeln und umsetzen, denn die Europäische Union braucht neben ansprechenden Wachstumsraten auch qualitatives Wachstum. Nur wenn sich die Basisfinanzierung dieser Ressourcen positiv weiterentwickelt, kann die pharmazeutische Industrie mit Forschungsaufträgen zur Wertschöpfung beitragen.

    Für Aufruhr sorgte aus diesem Grund auch die Prognose der Statistik Austria im Mai 2014, dass die Forschungsquote1) 2014 von 2,9 % auf 2,88 % leicht sinken werde. Ursprünglich hatte sich die österreichische Regierung nämlich im Rahmen des „EU-Strategieprozesses Europa 2020“ in ihrer FTI-Strategie (Forschung, Technologie, Innovation) zum Ziel gesetzt, die Forschungsquote bis 2020 von 2,76 % auf 3,76 % zu steigern. Demnach scheinen die bisherigen Aktivitäten für den Forschungsstandort noch keine Früchte zu tragen. Bei einem Blick auf den Bereich der klinischen Forschung kann festgehalten werden, dass es den Anstrengungen der pharmazeutischen Industrie zu verdanken ist, dass die Anzahl der Klinischen Studien in den vergangenen Jahren nahezu konstant gehalten werden konnte. Die Voraussetzungen für klinische Forschung in Österreich sind im internationalen Vergleich gut. Doch das Umfeld wird kompetitiver, da ab 2016 die neue Clinical Trials Regulation in Kraft tritt. Durch die EU-weite rechtliche Harmonisierung wird ein für Österreich wichtiger Wettbewerbsvorteil wegfallen: die im internationalen Vergleich kurze Genehmigungsdauer.

    Einige der anzustrebenden Verbesserungen wären eine neue Bildungspolitik, eine attraktivere Forschungsförderung oder eine verstärkte Vernetzung der Forschungszentren untereinander. Beim Thema Vernetzung kann Österreich bereits auf ein besonderes Vorzeigemodell hinweisen: das Kinderforschungsnetzwerk OKIDS, für das die Pharmig gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit die Anschubfinanzierung im Jahr 2013 geleistet hat.

    Aus unserer Sicht ist es sehr zu begrüßen, dass sich Österreich im Forschungs- und Innovationsbereich mittelfristige Ziele gesetzt hat. Es benötigt aber darüber hinaus Anstrengungen um die gesetzten Ziele auch tatsächlich zu erreichen. Klar ist, dass wir Innovation und Forschung jetzt ankurbeln müssen um die Wettbewerbsfähigkeit künftig zu sichern. Die teilweise noch vorhandene „Trittbrettfahrer-Mentalität“ muss überwunden werden und endlich der Vergangenheit angehören. Die pharmazeutische Industrie ist bestrebt zur Gruppe der „Innovation Leader“ in Europa vorzustoßen, als ewiger „Innovation Follower“ wird man den Standort Österreich nicht stärken bzw. „zukunftsfit“ machen können.

    Sparen mit Arzneimitteln statt Sparen bei Arzneimitteln

    Im Hinblick auf neue, innovative Arzneimittel war 2014 ein erfolgreiches Jahr für die pharmazeutische Industrie. Doch folgt auf Innovationen stets die Frage nach den Kosten. Dabei wird verkannt, dass ein richtig eingesetztes Medikament ein Vielfaches seiner Kosten spart und damit die mit Abstand günstigste Therapie ist. Die Klage über die hohen finanziellen Belastungen der Krankenkassen hat uns in diesem Jahr mit einer Innovation im Hepatitis-C-Bereich eingeholt. Das Anfang 2014 zugelassene Medikament hat eine weltweite Debatte darüber ausgelöst, was innovative Arzneimittel kosten dürfen. Allerdings: es handelt sich dabei um einen Therapiedurchbruch bei Hepatitis-C-Erkrankungen. Die Behandlung mit dem neuen Wirkstoff führt zu Heilungsraten von nahezu 100 % während die Heilungsraten zu Beginn bei nur 10–20 % bzw. später bei 30–40 % lagen. Darüber hinaus leiden Patienten an deutlich geringeren Nebenwirkungen (da die neuen Therapien ohne Interferon auskommen, das starke Nebenwirkungen verursacht hat) und die Therapiedauer ist wesentlich kürzer (ca. 8–24 Wochen statt 48 Wochen und mehr).

    Besonders störend angesichts dieser Diskussion ist, dass Arzneimittel stets als Kostenverursacher gesehen werden, aber nie als Kostenvermeider. Dabei steht längst fest, dass moderne und innovative Arzneimittel teure Operationen überflüssig machen, Krankenstände verkürzen und Krankheiten vorbeugen bzw. Folgeerkrankungen vermeiden.

    So verhält es sich auch bei dem neuen Hepatitis-C-Medikament. Die Kosten pro geheiltem Patienten sind im Verhältnis zu den ersten Therapien aus den 90er Jahren nachweislich nicht gestiegen – im Gegenteil, verursacht die Nicht-Behandlung der Erkrankung meist schwere Folgeerkrankungen wie Leberinsuffizienz, Leberzirrhose oder Leberkarzinom. Letztendlich blieb es 2014 nicht nur bei diesem einen innovativen Arzneimittel zur Behandlung der chronischen Hepatitis C. Und 2015 werden weitere Innovationen folgen. Umso wichtiger ist es, schlagkräftige Fakten in dieser manchmal einseitig geführten Diskussion aufzuzeigen.

    Das Niveau der Arzneimittelpreise

    Arzneimittel machen in Österreich nur 12,3 % der Gesundheitsausgaben von rund 34 Mrd. Euro aus, was einem BIP-Anteil von 11,1 % entspricht.2) Auch die Ausgaben der Sozialversicherung pro Versichertem sind seit 2008 nahezu konstant bei rund 410 Euro. Bereits mehr als einmal wurde als eines der Hauptprobleme des österreichischen Gesundheitswesens die Krankenhauslastigkeit identifiziert: der stationäre Bereich hat einen Anteil von 40,4 % an den Gesundheitsausgaben.

    Keinesfalls sind es die Medikamentenkosten, die die finanziell angespannte Situation im Gesundheitsbereich verschuldet haben. Dennoch gibt es immer wieder Studien, die uns das Gegenteil weismachen wollen. Kürzlich wurde eine Preisanalyse der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zum Thema „Kostenintensive Arzneispezialitäten im europäischen Preisvergleich“ veröffentlicht, die die Preise von 30 (!) Arzneimitteln analysierte und feststellte, dass die Preise in Österreich im oberen Mittelfeld liegen würden, in 3 Fällen sei Österreich sogar das drittteuerste Land. Allerdings blieb diese Analyse eine klare Definition der Kostenintensität schuldig. Es lässt sich allerdings kein Anhaltspunkt finden, woran der Begriff kostenintensiv festgemacht werden könnte, egal welches Kriterium herangezogen wird: seien es Kosten pro Packung, Anzahl der Verordnungen oder Aufwendungen für öffentliche Zahler. Die Auswahl von nur 30 Arzneispezialitäten ist darüber hinaus nicht repräsentativ und nicht geeignet einen Schluss über das Preisniveau in einem Land zu ziehen. Die Datenerhebung im Hinblick auf die untersuchten Preise ist intransparent, weil die verwendeten Preisinformationen nicht öffentlich zugänglich sind. Die Preisanalyse weist neben den erwähnten methodischen Schwächen auch gravierende inhaltliche Fehler auf. So sind sowohl die Pharmaquote als auch der Zeitpunkt der Mehrwertsteuersenkung für Arzneimittel in Österreich falsch wiedergegeben. Abschließend wurde festgehalten, dass branchenrelevante Studien anderer Autoren zu diametralen Ergebnissen kommen, was das Preisniveau in Österreich betrifft. Das ist aus unserer Sicht nicht verwunderlich, weil diese den gesamten Markt mit über 10 000 (!) Medikamenten erfassen.

    Unbestritten ist, dass Datenevaluationen ein hilfreiches Messinstrument für Entscheidungen im Gesundheitswesen sind. Die pharmazeutische Industrie in Österreich begrüßt das Vorliegen von Entscheidungsgrundlagen, vorausgesetzt die Datengrundlagen sind transparent, nachvollziehbar und repräsentativ.

    Verweise

    1)Anteil der öffentlichen Forschungsausgaben gemessen am BIP
    2)Basierend auf den zuletzt verfügbaren Daten aus dem Jahr 2012
    Originaldokument