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    Innovationen und Risikobereitschaft müssen sich auszahlen

    Statements der Verbände

    Dr. René P. Buholzer · Geschäftsführer Interpharma iph
    Dr. René P. Buholzer

    Die forschende pharmazeutische Industrie leistet seit Beginn der COVID-Krise weltweit beispiellose Anstrengungen zur Krisenbewältigung – immer mit dem Ziel, sichere, wirksame Behandlungsmöglichkeiten und Impfstoffe für Patienten gegen COVID-19 auf den Markt zu bringen. Kritiker bemängeln dabei, die Gesellschaft zahle doppelt für medizinische Innovationen: zuerst über die Steuern für die staatliche Forschung und im Anschluss über die Krankenkassenprämien für die Beschaffung dieser Innovationen – so auch bei COVID-19-Arzneien und -Impfstoffen. Gleichzeitig wird dabei auch die Abschaffung des Patentschutzes gefordert, da darin ganz generell ein „Hemmschuh“ der Entwicklung geortet wird. Nachfolgend wird diese Argumentation vor dem Hintergrund der aktuellen Gesundheitskrise erörtert und widerlegt.

    Insgesamt gab es im Mai 2022 weltweit rund 700 COVID-19-Impfstoffprojekte und knapp 1 800 Projekte für die Entwicklung von Medikamenten gegen COVID-19. Von den Behörden zugelassen waren zu diesem Zeitpunkt nur 37 Impfstoffe (3,7 %) und 36 Therapeutika (2 %). Hohe Umsätze mit COVID-19-Medikamenten oder -Impfstoffen erzielen entsprechend einzig diejenigen Pharmaunternehmen, die rasch erfolgreich waren und eine Marktzulassung erhielten. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen erzielt jedoch trotz hoher Investitionen keinen oder nur geringe, nicht kostendeckende Umsätze. Was für COVID-19-Medikamente und -Impfstoffe gilt, trifft generell für die Entwicklung von Medikamenten zu: Es ist ein Hochrisikogeschäft. Selbst wenn Medikamente die Marktzulassung erhalten, ist noch lange nicht gesichert, dass die Produkte auch wirtschaftlich erfolgreich sind.

    Bis ein Medikament oder eine Therapie den Patienten zur Verfügung steht, sind 10 bis 15 Jahre Forschung und Entwicklung notwendig. An der mRNA-Technologie, auf welcher die erfolgreichsten Impfstoffe basieren, wurde bereits seit den 1990er-Jahren geforscht. Es dauerte viele Jahre, bis private Kapitalgeber das Potenzial der mRNA-Forschung erkannten – und noch viel länger bis auch staatliche Fördergelder in diese Technologie flossen. Ohne private Kapitalgeber würde es heute keinen COVID-19-Impfstoff geben.

    Immer wieder wird argumentiert, dass die pharmazeutischen Unternehmen große Gewinne generieren, während die Allgemeinheit zuvor über Steuergelder die Grundlagenforschung an den Universitäten finanziert habe und nun auch noch für die in den Augen der Kritiker „überteuerte“ Beschaffung der Medikamente bezahlen müsse. Diese Kritikpunkte halten einer Überprüfung nicht stand. In der Schweiz stammten 2019 von den Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung rund 2 Drittel aus der Privatwirtschaft. Die privaten Unternehmen beteiligen sich mit rund 4 Mrd. Schweizer Franken oder rund 44 % maßgeblich an der Grundlagenforschung in den verschiedensten Forschungsgebieten. Die pharmazeutische Industrie ist dabei der größte private Investor in Forschung und Entwicklung in der Schweiz und trägt allein rund 1 Drittel der gesamten privaten Investitionen in diesen Bereichen. Allein 2021 flossen von den pharmazeutischen Unternehmen rund 8,9 Mrd. Schweizer Franken in den Schweizer Forschungsplatz. Damit investierte die Pharmabranche fast 5-mal mehr Geld in die Forschung als der Bund in den gesamten Forschungsplatz (ca. 1,9 Mrd. Schweizer Franken). Von diesen 1,9 Mrd. Schweizer Franken gehen übrigens gerade einmal 5 % an Privatunternehmen. Hinzu kommt: Öffentliche Gelder sind letztlich Steuergelder. Diese stammen in der Schweiz mehr als zur Hälfte (55 %) von juristischen Personen. Pharmaunternehmen gehören dabei zu den größten Steuerzahlern und Arbeitgebern in der Schweiz und kommen damit indirekt über die Firmensteuern und die Steuern ihrer Mitarbeitenden noch einmal für einen erheblichen Teil der öffentlichen Steuergelder auf.

    Die Allgemeinheit profitiert vom Gewinn erfolgreicher Pharmaunternehmen aber nicht nur durch Steuern, sondern z. B. auch über die Forschungszusammenarbeit: Sowohl die Universitäten als auch die Privatwirtschaft profitieren stark von der Zusammenarbeit – etwa durch gegenseitigen Wissensaustausch, die Nutzung von Synergien bei der Infrastruktur oder den Zugang zu den besten Talenten. Komplexe Innovationen basieren meistens auf zahlreichen vorherigen Erfindungen, die wiederum patentgeschützt sind. Wenn Firmen in der Forschung und Entwicklung auf bestehende Patente zurückgreifen, müssen sie dafür Lizenzgebühren zahlen. Nicht selten besteht auch eine Gewinnbeteiligung. Und weil die Inhaber von Patenten oft auch Universitäten oder Hochschulen sind, fließt über solche Lizenzvereinbarungen mit Spin-offs und Pharmaunternehmen investiertes Geld ebenfalls an die öffentliche Hand zurück. Allein 2021 waren das im Falle von Moderna 400 Mio. US-Dollar an Lizenzgebühren. Dies zeigt: Rechte an geistigem Eigentum sind erstens eine wichtige Voraussetzungen dafür, dass Innovationen überhaupt entstehen können, weil der Patentschutz Gewähr dafür bietet, dass hochrisikobehaftete Investitionen sich im (seltenen) Erfolgsfall auszahlen. Erst das Patentrecht ermöglicht zudem eine auf Vertrauen und klaren Spielregeln basierende, freiwillige Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren und den Wissensaustausch unter Forschenden.

    Innovative Medikamente und Therapien bringen der Gesellschaft vielfältigen Nutzen. Patientinnen und Patienten profitieren etwa durch höhere Heilungschancen, eine raschere Genesung und eine höhere Lebensqualität. Zweitens profitiert die Gesellschaft von verkürzten und verbesserten Heilungsprozessen. Diese reduzieren die Behandlungs- und Pflegekosten, was die Entwicklung der Gesundheitskosten insgesamt dämpft. Patientinnen und Patienten können zudem rascher wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren, was die Sozialversicherungen entlastet. Die im März 2022 von Frank Lichtenberg publizierte Studie „The association between pharmaceutical innovation and both premature mortality and hospital utilization in Switzerland, 1996–2019“ zeigt eindrücklich, wie pharmazeutische Innovationen Hospitalisierungen und die Sterblichkeit in der Schweiz verringern. Über die vergangenen 20 Jahre haben pharmazeutische Innovationen die frühzeitige Sterblichkeit bei unter 85-Jährigen z. B. um rund 1 Drittel reduziert.​ Die Studie zeigt auch, dass die Hospitalisierungen durch pharmazeutische Innovationen deutlich gesenkt werden. Es wird geschätzt, dass dank zwischen 1994 und 2010 neu eingeführten Medikamenten allein im Jahr 2019 rund 2 Mio. Schweizer Franken weniger Krankenhaustage anfielen (minus 17 %). Dies entspricht Einsparungen für das Gesundheitswesen von über 3 Mrd. Schweizer Franken.​ Drittens profitiert auch die Volkswirtschaft. Neue Medikamente ermöglichen Reinvestitionen in Forschung und Entwicklung, schaffen Arbeitsplätze, generieren Wertschöpfung und damit höhere Steuereinnahmen und Wohlstand.

    Zusammenfassend lässt sich festhalten: Medizinische Innovationen bringen der Gesellschaft einen hohen Nutzen. Neben den Patientinnen und Patienten profitiert davon bei einer gesamtheitlichen Betrachtung auch die Allgemeinheit. Sowohl in der Pandemie als auch in normalen Zeiten ist es die private pharmazeutische Industrie, welche den überwiegenden Teil des Risikos bei der Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe trägt. Ohne das vielfältige Engagement und die Investitionen der pharmazeutischen Industrie hätten wir heute keinen Impfstoff gegen COVID-19. Die Argumentation, die Gesellschaft zahle doppelt für medizinische Innovationen, einerseits über die Finanzierung der Grundlagenforschung und andererseits über die Krankenkassenprämien, hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. Die private pharmazeutische Industrie ist auch an der Finanzierung der Grundlagenforschung auf vielfältige Art und Weise beteiligt und trägt nicht nur einen hohen Anteil der Kosten, sondern auch das gesamte unternehmerische Risiko bei der Forschung und Entwicklung neuer medizinischer Innovationen. Über Steuereinnahmen und Lizenzgebühren fließen zudem erhebliche Mittel an den Staat zurück. Der Patentschutz ist dabei nicht das Problem, sondern die Grundvoraussetzung, damit unternehmerisches Risiko überhaupt eingegangen werden kann. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und privaten Unternehmen ist dabei nicht nur wünschenswert, sondern gewinnbringend für alle Beteiligten. Diese Innovationszusammenarbeit gilt es, zum Wohle der Gesellschaft fortlaufend zu vertiefen und weiterzuentwickeln.

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