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    Schlüsselindustrie Pharma als Chance für den Wirtschaftsstandort

    Statements der Verbände

    Han Steutel · Präsident des vfa – Die forschenden Pharma-Unternehmen
    Han Steutel

    Deutschland steckt mitten in einer grundlegenden Transformation. Die Umstellung auf klimaneutrale Energieerzeugung hat durch die gestiegenen Energiepreise in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine weiter an Dynamik gewonnen. Damit verschieben sich die Wettbewerbsbedingungen einzelner Branchen, was den Aufstieg neuer Wirtschaftszweige begünstigt. Derzeit kommen mehrere grundlegende Änderungen zusammen: Die Digitalisierung verändert Produktions- und Innovationsprozesse fundamental. Die Energiewende erfordert andere Produktionstechnologien. Die Demografie verknappt den Faktor Arbeit in den kommenden Jahren erheblich. In einem höchst fragilen geopolitischen Umfeld steht Deutschland vor einem massiven Strukturwandel. Wirtschaftssysteme unterliegen fortwährenden Änderungen. Der Wandel von tradierten Wirtschaftsmodellen mit historisch gewachsenen Wertschöpfungsstrukturen erfordert einen ambitionierten Umbau der industriellen Basis, um als zukunftsfähiger und nachhaltiger Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei allen Herausforderungen liegen in einem solchen Strukturwandel also auch Chancen.

    Industriepolitischer Rahmen

    Die Transformation ist gerade für Deutschland mit tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen verbunden. Die deutsche Wirtschaft ist von Energie- und Rohstoffvorkommen abhängig, über die das Land selbst nicht verfügt. Die Dekarbonisierung sowie veränderte geopolitische Rahmenbedingungen führen dazu, dass bislang profitable auf fossilen Energien beruhende Geschäftsmodelle nicht länger zukunftsfähig sind. Gleichzeitig nimmt über höhere Preise für die Emission klimaschädlicher Gase die Wirtschaftlichkeit energieintensiver Technologien sukzessive ab, was Wachstumspotenziale für emissionsarm und klimaschonend produzierende Branchen öffnet. Gefragt sind alternative Technologien und Wirtschaftszweige, mit denen der Kern der deutschen Industrie erhalten und zukunftsfähig umgebaut werden kann.

    Demografischer Wandel

    Die Demografie führt in den kommenden Jahren zu einer deutlich sinkenden Zahl Erwerbstätiger und einem weiteren Anstieg des durchschnittlichen Alters der Belegschaften. Der Umbau der deutschen Wirtschaft muss daher darauf abzielen, die Produktivität deutlich zu erhöhen, also vorhandene Belegschaften im Rahmen von Weiterbildung zu qualifizieren, innovative Produktionsverfahren einzusetzen sowie junge Arbeitskräfte zu gewinnen und auszubilden.

    Potenziale der Digitalisierung

    Die Digitalisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle. In den vergangenen Jahren haben immer größere Rechnerkapazitäten, Methoden der künstlichen Intelligenz und die Nutzung von großen Datenmengen sowohl zu Produktivitäts- als auch zu Innovationssprüngen geführt. Dass datenbasierte und digitale Geschäftsmodelle derzeit vorzugsweise außerhalb Deutschlands entwickelt werden, wirkt sich auf das Gründungsgeschehen hierzulande nachteilig aus. Während politische Entscheidungsträger die Potenziale der Digitalisierung, insbesondere in Bezug auf die Nutzung von Gesundheitsdaten, mittlerweile erkannt haben, werden ihre Chancen bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Doch Wirtschaftsräume, die sich dieser Nutzung verschließen, werden im globalen Standortwettbewerb an Boden verlieren.

    Deutschland wird in der Transformation seinen industriellen Kern nicht verlieren. Aber die Industrie wird sich wandeln. Sie wird nachhaltiger, wissensbasierter, digitaler und produktiver werden.

    Pharmaindustrie als Partner im Wandel

    Die industriepolitischen Ziele und die Qualitäten der pharmazeutischen Industrie ergänzen sich. Die Branche bietet sich aufgrund ihrer Innovationskraft als wichtiger Partner in der Transformation an. Als Schlüsselindustrie leistet sie einen großen Beitrag für den Wohlstand in Deutschland. Gleichzeitig bleiben die Menschen dank der entwickelten Therapien gesünder und werden älter und können damit zugleich länger und produktiver am Erwerbsleben teilnehmen.

    Die Forschungserfolge sorgen zudem bereits heute für ein kräftiges gesamtwirtschaftliches Wachstum: Die Herstellung der auf der neuen mRNA-Technologie basierenden Impfstoffe sorgte im Jahr 2021 für mindestens 0,5 % zusätzlicher Wirtschaftsleistung. Die Anwendung dieser Technologie in anderen Bereichen oder der breite Ausbau biotechnologischer Verfahren versprechen in den kommenden Jahren Innovationssprünge von vergleichbarer gesamtwirtschaftlicher Bedeutung. Damit ist die pharmazeutische Industrie nicht nur innovativer Motor der Gesundheitswirtschaft, sondern auch für andere Wirtschaftsbereiche wie den Maschinen- und Anlagenbau ein relevanter Akteur. Mit dem Wachstum der Branche entstehen weit überdurchschnittlich bezahlte Jobs – selbst in Krisenzeiten, wie die vergangenen 2 Jahre gezeigt haben. Volkswirtschaftlich spiegelt sich diese Entwicklung in steigenden Durchschnittseinkommen sowie einer Entspannung demografisch bedingter Verteilungskonflikte wider. Mittlerweile sind mehr als 160 000 Menschen direkt in der Entwicklung und Herstellung von Pharmazeutika beschäftigt.

    Die pharmazeutische Industrie emittiert weitaus weniger klimaschädliche Gase als das verarbeitende Gewerbe insgesamt. Während die pharmazeutische Industrie 73 g C02 je Euro Wertschöpfung emittiert, stößt das verarbeitende Gewerbe im Durchschnitt 255 g pro Euro Wertschöpfung aus.

    Die pharmazeutische Industrie ist bereits jetzt die mit Abstand wissensintensivste Branche: Sie wendet knapp ein Fünftel ihres Umsatzes direkt für Forschung und Entwicklung auf. Dies entspricht etwa einem Zehntel aller privaten Forschungsausgaben. Grundlage dafür ist ein umfassender Schutz geistigen Eigentums. Dessen Bedeutung zeigt sich in der Zahl angemeldeter Patente. Europaweit werden die meisten Patente im Bereich der Pharmazie und Biotechnologie angemeldet.

    Die pharmazeutische Industrie generiert Wissen – und Wissen braucht fähigen Nachwuchs. Die Branche bietet exzellent ausgebildeten Arbeitnehmern hervorragende Beschäftigungsperspektiven. Qualifikationsniveau und Produktivität sind weit überdurchschnittlich, ebenso die branchenüblichen Löhne und Gehälter. Mit einem Frauenanteil von 49 % bei den Belegschaften liegt die pharmazeutische Industrie vor allen anderen Wirtschaftsbereichen.

    Die Digitalisierung bietet in kaum einem anderen Bereich größere Wachstumschancen als im Gesundheitssektor: In keiner anderen Branche werden mehr Daten und Informationen erzeugt. Wie der internationale Vergleich zeigt, eröffnet sich mit der Nutzung dieser Daten ein großes wirtschaftliches Potenzial mit enormen Innovationschancen. Nicht zuletzt helfen digitale Anwendungen bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe und Verfahren, die nicht länger ausschließlich im Labor, sondern mithilfe künstlicher Intelligenz auch am Rechner designt werden können.

    Die Chancen nutzen

    Die Bundesregierung hat das Potenzial der Pharmaindustrie für den Wirtschaftsstandort Deutschland erkannt. Sie legt eine Strategie zur Stärkung des Forschungs- und Produktionsstandorts für die pharmazeutische Industrie auf. Ein solches Konzept für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Forschungs- und Produktionsstandort bietet grundsätzlich eine große Chance für den Standort Deutschland – für die Industrie, gesamtwirtschaftlich und für die Stärkung unserer technologischen Souveränität. Ein integriertes Konzept eröffnet nicht nur die Chance, die schleichende Abwanderung einer innovationsstarken Industrie zu stoppen – damit können auch Impulse für große Investitionsentscheidungen gegeben und Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Standorten gesichert werden, ohne dafür große Subventionen zu benötigen.

    Eine notwendige Bedingung für umfangreiche Investitionen in Zukunftstechnologien ist allerdings ein innovationsfreundliches Marktumfeld. Ohne einen heimischen Markt für Innovationen werden selten Forschungs- und Produktionskapazitäten aufgebaut. Dies bedeutet: gemeinsame Weiterentwicklung der Erstattungsregeln und Korrektur von innovationsfeindlichen Entscheidungen aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Das bedeutet auch: klare Haltung beim Schutz geistigen Eigentums.

    Jetzt kommt es auf die Umsetzung einer Strategie an. Der Pharmastandort Deutschland steht vor einer entscheidenden Weichenstellung für eine zukunftsfähige Entwicklung.

    Originaldokument