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    Wachsen an der Krise

    Statements der Verbände

    Mag. Alexander Herzog · Generalsekretär der Pharmig – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
    Mag. Alexander Herzog

    Man kann sich kaum mehr erinnern: In dieses von der Coronavirus-Pandemie dominierte Jahr 2020 ist Österreich am 7. Jan. mit einer neuen Regierung gestartet. Durchaus mit Spannung und gemischten Gefühlen verbunden: ein Koalitionspartner ohne Regierungserfahrung auf Bundesebene unter Leitung des jüngsten Regierungschefs der Welt. Lassen Sie es mich so formulieren: Für ein Traditionsland wie Österreich ist das ziemlich mutig. Heute können wir sagen, dass in der aktuellen politischen Konstellation die Industriemeinung gehört und ihre Expertise wahrgenommen wird.

    Facing the new normal

    2020 hat mit der Corona-Pandemie enorme Herausforderungen mit sich gebracht, aber gleichzeitig eine unglaubliche Dynamik in die Pharmaindustrie, das Gesundheitswesen, national und auf europäischer Ebene, in Gang gesetzt. Was davon ist gekommen, um zu bleiben? In jedem Fall einmal das Virus selbst. Mit diesem Faktum werden wir umgehen müssen – Mund-Nasen-Schutz tragen, Hände waschen und Abstand halten inklusive. Kurz: Die Welt hat sich drastisch verändert.

    COVID-19 führt uns vor Augen, dass Viren keine Grenzen kennen. Täglich spüren wir, wie sehr sich die gesundheitliche Lage eines Landes auf andere auswirkt – auf die Wirtschaft, die Solidargemeinschaft, das Gesundheitswesen, die Bildung und auf die Zukunft unserer Kinder, unserer Länder und der EU. Deren Stärken und Schwächen hat die Pandemie überaus deutlich offenbart. Das Europa 2021 und darüber hinaus wird in seiner neuen Normalität einen Fokus auf Resilienz und Widerstandsfähigkeit für eine künftige starke Union legen.

    Der Digitalisierung hat die Pandemie jedenfalls einen ordentlichen Schub verpasst. Ob virtuelle Ärztekonsultationen, digitale Diagnostik oder IT-Algorithmen im Forschungsbereich – was für viele in Österreich noch vor einem Jahr Wunschdenken war, wird nun zur neuen Normalität und bringt enorme Vorteile für die Patientinnen und Patienten, die Forschung und Entwicklung sowie für die Gesundheitssysteme.

    Teamgeist als Weg zum Ziel

    Moderne Technologien der Impfstoffentwicklung, verkürzte Prozesse bei den Zulassungsbehörden, Forscher und Entwickler, die Ressourcen bündeln und Wissen global teilen – das alles sind Faktoren, die die unglaublich rasante Entwicklung von Corona-Impfstoffen ermöglichen. Nach nur knapp einem Jahr zeichnet sich ab, dass dank mehrerer Impfungen die Pandemie in 2021 beendet werden kann. Ein enormer Erfolg, basierend auf einer beispiellosen globalen Zusammenarbeit, die hoffentlich auch in Zukunft – ganz ohne Druck einer Pandemie – so funktionieren kann.

    Teamgeist hat auch die EU-Kommission gezeigt. Auf eine noch nie da gewesene Art und Weise verhandelt sie mit Impfstoffherstellern für alle Mitgliedstaaten Verträge aus und sichert damit allen EU-Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu einer Impfung, sobald eine Zulassung durch die EMA erfolgt ist. Ob dieses Vorgehen für Beschaffungsprozesse Schule macht, wird die Zukunft weisen.

    Wie erfolgreich wir die Pandemie bekämpfen können, hängt nicht nur von den Impfstoffen selbst ab, sondern auch davon, die Produktion schier unglaublicher Impfstoffmengen reibungslos abzuwickeln. Eine Mammutaufgabe, die uns 2021 erwartet. Und: Die beste Impfung, verfügbar in jedem Winkel der Erde, nützt nichts, wenn sich zu viele Menschen gar nicht impfen lassen wollen. Hier ist eine vertrauensbildende, transparente Art der Kommunikation das Gebot der Stunde.

    Wo Licht ist, ist auch Schatten

    So rasch Impfstoffe auch Licht ans Ende des Tunnels gebracht haben, es fehlt uns bislang immer noch eine kausal gegen das Coronavirus wirkende Therapie. Und das, obwohl rund um den Globus intensivste Forschung stattfindet. Das Coronavirus fordert zu viele Tote, es lässt zu viele Menschen mit langwierigen Nachwirkungen zurück. Nicht noch einmal auf der Strecke bleiben dürfen jene Patientinnen und Patienten, die durch Lockdowns oder die schiere Angst vor einer Ansteckung eine Unterbrechung ihrer Regelversorgung hinnehmen mussten.

    Veränderungen: Chancen auf Erneuerung

    Ob die EU-Pharmastrategie eine Möglichkeit zur Verbesserung ist? Bei aller Dynamik und bei allem Mut, neue Wege zu gehen, ist hier auf ein sensibles Gleichgewicht zu achten, wenn über Veränderungen der wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen für pharmazeutische Unternehmen nachgedacht wird. Es geht darum, allen Menschen therapeutische Innovationen und bewährte Arzneimittel gleichermaßen zugänglich zu machen und gleichzeitig sollte der Pharma- und Forschungsstandort Europa weiter gestärkt werden, anstatt durch zu rigide Bedingungen geschwächt zu werden.

    Hier hat speziell das Thema Patentschutz große Bedeutung. Sein Aufweichen wird sich negativ auf die Forschungstätigkeit in Europa auswirken, denn er gilt als wichtiger Anreiz für ebendiese. Gerade die aktuelle Situation zeigt, wie enorm wertvoll Forschung per se ist und dass viel davon in Europa passiert. Ein Europa als „Innovationleader“ braucht eine Ausgewogenheit in den neuen Mechanismen der Entwicklung, Produktion, Preisgestaltung, Zulassung, des Einkaufs und der Verteilung von Arzneimitteln.

    Weg von derKostendiskussion …

    Und überhaupt: Was ist Innovation eigentlich wert? Innovationsleader sind auch Länder, in denen neue Therapien ohne große Hürden ihren Weg zu den Patienten finden. Wird der Wert weiter nur über den Preis eines Medikaments definiert, wird das Ziel der EU-Pharmastrategie auch in hundert Jahren nicht erreichbar sein.

    … hin zum sichtbaren Nutzen

    Innovative Arzneimittel leisten einen enormen Beitrag für die Bevölkerung, das Gesundheitssystem und die Volkswirtschaft. Dennoch wird die Pharmaindustrie ständig als Kostentreiber im Gesundheitswesen gesehen. Immerhin: Ein langsamer Paradigmenwechsel findet statt. 2020 wird uns in Österreich nämlich auch als jenes Jahr in Erinnerung bleiben, in dem das aktuell teuerste Medikament der Welt in allen Bundesländern von den Krankenkassen erstattet wird. Dazu hat man sich auch erstmals auf ein erfolgsorientiertes Bezahlmodell geeinigt. Ein Trend für die Zukunft.

    Nicht nur für Österreich gilt, dass Nutzen, Wert und Kosten innovativer Therapien künftig ganzheitlich betrachtet werden müssen, seien es therapeutische oder digitale Innovationen, gänzlich neue Therapien oder Schrittinnovationen. Ihre sozioökonomischen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen sowie jene auf die Lebensqualität der Betroffenen müssen künftig in Bewertungsprozessen Berücksichtigung finden. Die Patientinnen und Patienten, die zuallererst von neuen Therapien profitieren, werden noch kaum in die Erstattungsentscheidungen einbezogen. Ihre wertvolle Expertise lässt das österreichische Gesundheitssystem noch weitgehend außer Acht.

    Trotz viel Kritik hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass das österreichische Gesundheitssystem gut genug ausgestattet ist, der Krise zu begegnen. Offenbart hat sich ein veritabler Pflegenotstand, dieser ist zu beheben. Die mit 1. Jan. 2020 von 21 auf 5 Gesundheitskassen fusionierte heimische Sozialversicherung hat trotz hoher Beitragsausfälle, viele neue Leistungen ermöglicht. Die weitere Leistungsharmonisierung der Sozialversicherungsträger wird sicherlich noch für Diskussionen sorgen.

    Mehr Transparenz

    Der Kampf gegen Lieferengpässe und für eine hohe Verfügbarkeit von Arzneimitteln hat immer Saison. Hier sind wir 2020 erneut einen Schritt vorangekommen und es ist gelungen, mehr Transparenz in das System zu bekommen. Die Meldung von Liefereinschränkungen in ein öffentlich zugängliches Register ist für Zulassungsinhaber verpflichtend, andere Stakeholder erhalten ebenfalls die Möglichkeit dazu. Dem viel diskutierten Parallelexport kann die Behörde entgegentreten, indem sie bei klar definierten Voraussetzungen ein Verbot dazu ausspricht. Nächster wichtiger Schritt ist nun die direkte Anbindung an die IT-Systeme der Arzneimittelverordner.

    In Österreich sind wir nach wir vor auf einem guten Weg, diesem dringlichen Problem wirksame Maßnahmen entgegenzusetzen. Letztendlich forscht, entwickelt und produziert die Industrie, damit die Produkte am Markt auch verfügbar sind. Wir alle sind auch Patientinnen oder Patienten und so halten wir fest: Jedes nicht verfügbare Medikament ist eines zu viel. Und dagegen kämpfen wir weiter an.

    Pharmaindustrie im Rampenlicht

    Uns alle hat dieses Jahr stark gefordert – persönlich und beruflich. Schon lange nicht mehr stand unser Tun, das viele positive Aspekte hat, so sehr im Licht der Öffentlichkeit. Eine gute Gelegenheit, die künftigen Rahmenbedingung für einen starken Pharmastandort Europa zu gestalten.

    Originaldokument