Part 1
Originale
Key WordsImiquimod | Actinic keratosis | Topical treatment | Nanoparticles | Semisolid o/w emulsion gel | Quality control
Zusammenfassung
Beanstandungsmanagement bei einem Qualitätsmangel einer nanopartikulären Imiquimod-Formulierung (in einer klinischen Phase-I/II-Studie zu einem universitären Forschungsprojekt)
Effizientes Complaint-Management für pharmazeutische Produkte ist zum Schutz der Patientengesundheit unerlässlich. Es umfasst auch die Erfassung/Dokumentation, die Überprüfung, die Untersuchung und die Bewertung von Reklamationen in Bezug auf potenzielle Qualitätsmängel des pharmazeutischen Produkts und ggf. einen Rückruf der betroffenen Charge(n) oder des Produkts. Die Untersuchung und Beurteilung von Qualitätsmängeln sollte unter Anwendung der Prinzipien des Risikomanagements durchgeführt werden, um eine Entscheidung in Bezug auf die Notwendigkeit für „Corrective und Preventive Actions“ (CAPA) zu ermöglichen. Es wird berichtet über eine Fallstudie zum Umgang mit der Beschwerde eines Patienten in einer klinischen Phase-I/II-Studie. In dieser Studie wird die neu entwickelte Imiquimod-Formulierung „IMI-Gel“ gegen das Vergleichspräparat AldaraTM (zur Behandlung der aktinischen Keratose (AK) (EudraCT:2015-002203-28)) geprüft. IMI-Gel ist ein halbfestes Emulsionsgel mit dispersem nanokristallinem Imiquimod und einer dispersen Ölphase (Jojobawachs). Die Beanstandung durch einen Patienten betraf die Qualität des Produkts: Die Formulierung in der beanstandeten Tube war nicht mehr homogen, sie wies eine raue, krause und unregelmäßige Struktur auf, eine flüssige Phase war aus dem halbfesten System ausgetreten. Die Beanstandung wurde am Tag nach Erhalt des Prüfpräparats gemeldet, d. h., nachdem der Patient über die Handhabung des Präparats informiert worden war und mit der Anwendung hatte beginnen sollen (d. h. Studientag 1). Im Rahmen der Ursachenanalyse wurden die Stabilität des pH-Wertes, die Integrität der Primärverpackung und die strukturelle Stabilität des Prüfpräparats bei Raumtemperatur sowie bei erhöhter Temperatur durch visuelle und rheologische Analysen überprüft. Unter den gegebenen Bedingungen waren der pH-Wert und die Primärverpackung stabil bzw. unverändert. Darüber hinaus zeigte das Prüfpräparat eine strukturelle Stabilität über einen Zeitraum von 12 Monaten, wenn es in seiner Primärverpackung als geschlossenes System gelagert wurde. Eine schnelle Phasentrennung wurde allerdings beobachtet, wenn (1) die Zubereitung außerhalb des Primärpackmittels oder (2) innerhalb des Primärpackmittels mit geöffnetem Schraubverschluss gelagert wurde. Aus den durchgeführten Untersuchungen wurde geschlussfolgert, dass ein Fehler in der Handhabung durch den Patienten als wahrscheinlichste Ursache für den Qualitätsmangel bei der beanstandeten Tube anzusehen ist.